Preview< Zurück 05.02.2010
Von Nick Gruber
Das Festival um den unabhängigen Film glänzte dieses Jahr mit einem besonders reichhaltigen Programm an Dokumentationen. Zum exzellenten Handwerk der Filmemacher kommt die nötige Portion Dringlichkeit in den behandelten Themen. Wir stellen drei sehenwerte Filme vor. Stichworte? Afghanistan hautnah. Völkerwanderung in China und brennende Wasserleitungen.
Laut Cara Mertes, der Direktorin des Dokumentarfilmprogramms im renomierten Sundance Film Festival, war die Bedeutung des Doku-Genres noch nie größer als jetzt: "Wir haben wichtige Themen. Und wenig Zeit. Dringlichkeit ist also die letzte Zutat in der Evolution des Dokumentarfilms."
Für sie ist es immer noch Robert Redford der die Hauptverantwortung für den Imagegewinn des Dokumentarfilms insgesamt trägt. Hat doch der Hollywoodstar vor 30 Jahren das Sundance Institut im US Bundesstaat Utah gegründet. Zweck der Veranstaltung war es seither, eine alternative Plattform für den Independent Film zu schaffen.
Und deshalb hatte das kürzlich abgefeierte Sundance 2010 Festival wieder ein gewaltiges Angebot an Dokumentationen im Programm. Wir möchten drei sehr interessante Werke näher unter die Lupe nehmen.
Restrepo. Filmemacher Sebastian Junger und Fotograf Tim Hetherington verbrachten ein Jahr mit einer amerikanischen Infantrieeinheit in Afghanistan - in einer Region die als "tödlichstes Tal des Landes" angesehen wird. Der als sehr apolitisch beschriebene Film konzentriert sich auf die unmittelbaren Erfahrungen der Soldaten im Einsatz. Wahres Direct Cinema also - denn die Burschen haben im Gefecht schließlich weitaus dringendere Sorgen als sich für die Kamera in Richtung Coolness zu verstellen. Es gibt keine Interviews mit Generälen - keine moralische oder politische Analyse. Sollte man sich beim Thema Rohstoffkrieg auch langsam sparen dürfen.
The Last Train Home von Lixin Fan aus China beschreibt die größte regelmäßige Völkerwanderung auf unserem Planeten. Das Frühlingsfest - Neujahr in China. In Zeiten des rapiden Umschwungs ist dieses Datum ein letzes Überbleibsel chinesischer Tradition. So strömen jedes Jahr hunderte Millionen Arbeiter von den Städten zu ihren Familien aufs Land und stürzen das Verkehrssystem notgedrungen ins Chaos. Menschen campieren vor Bahnhöfen, klettern durch Fenster und stehen Tag und Nacht vor Ticket-Schaltern. Findige tragen Windeln, um den Platz in der Schlange nicht an Menschen mit größeren Harnblasen abtreten zu müssen. Der Film begleitet die Familie Zhang, deren Beziehung durch den Wettlauf der Veränderung zerrissen wird.
Gasland von Josh Fox. Es wird vermehrt nach Erdgas gebohrt. Keine Frage. Aber wie das konkret passiert und welche unangenehmen Nebenwirkungen der Methode zugeschrieben werden, das scheint laut Filmemacher Josh Fox nur sehr kleinlaut in den Medien platziert zu sein. Dabei scheint es auf der Hand zu liegen. "Hydraulic fracturing" - kurz "fracking" wird der Vorgang genannt. Man pumpt Wasser in ein Bohrloch und erhöht den Druck des ausströmenden Gases. Gleichzeitig verändert sich auch die Gesteinsschicht um die Bohrung herum - der Vorgang verursacht Risse und Spalten und verbindet vorher getrennte Reservoirs über große Landstriche. Findige Techniker nutzen deshalb die selbe Methode auch, um unterirdisch Platz für Giftmüll zu schaffen. Egal wofür die Methode im Endeffekt herangezogen wird, die Resultate sind unvorhersehbar, ziehen aber oft katastrophale Konsequenzen nach sich. Menschen die aus Grundwasserreservoirs in mittelbarer Nähe dieser Hydrosprengungen ihr Trinkwasser bekommen, leiden alle unter den selben mysteriösen Symptomen. Gewaltige Pools aus Giftschlamm töten Vieh und Vegetation. Und die Farmer können ihre Wasserleitung zum Heizen benutzen. Und obendrein tun Regierungsprüfer alles Nötige um zu verhindern, dass diese Geschichten an der großen Glocke hängen bleiben.
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!